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Wasserburger Zeitung – „Sie hatte stets ein Lächeln im Gesicht“

Wasserburger Zeitzeugen erinnern sich an Maria Schell: „Sie hatte stets ein Lächeln im Gesicht“

Erinnerten sich an Maria Schell: Tochter Marie Theres Kroetz Relin (links) und die Star-Fotografin Ingeborg Bock-Schroeder. Weithofer
Erinnerten sich an Maria Schell: Tochter Marie Theres Kroetz Relin (links) und die Star-Fotografin Ingeborg Bock-Schroeder. Weithofer © Picasa

Bei der Beisetzung von Romy Schneider in Paris warf Maria Schell ihren Verlobungsring in Romys Grab – und weinte bitterlich. Diese und viele weitere Geschichten aus dem Leben des Weltstars, der in Wasserburg lebte und hier für Hollywood-Flair sorgte, standen im Mittelpunkt eines Zeitzeugentreffens.

Wasserburg – Maria Schell: Dieser Name verbreitet Glanz in Wasserburg – einmal mehr in dieser Woche. Am Mittwoch hatte die Stadt, wie berichtet, eine besondere Würdigung für eine ihrer berühmtesten Töchter arrangiert: Sie ehrte die 2005 gestorbene Schauspielerin mit der ersten Maria-Schell-Straße in Deutschland. Anschließend trafen sich Angehörige, Freunde und Weggefährten im Café Central zum Empfang.

Im Mittelpunkt: Tochter Marie Theres Kroetz Relin, die von Tisch zu Tisch wirbelte und eine große Schar von Zeitzeugen vorstellte. Unter den Gästen auch ihr Bruder Oliver. Die 53-Jährige Kroetz Relin zeigte sich sichtlich gut gelaunt. Auf die Frage, ob sie ihren Nachnamen mit oder ohne Bindestrich schreibt, antwortete sie lachend: „Ich schreib‘ mich ohne, ich hänge nicht an Bindungen.“ Und dann wieder ganz ernst erzählte sie eine ergreifende Episode aus dem Jahr 1982, als sie bei der Beisetzung von Romy Schneider in Paris war. Ihre Mutter war mit der Schauspieler-Kollegin eng befreundet. „Meine Mami hat damals sehr geweint, in ihrer Sentimentalität hat sie ihren Verlobungsring in Romys Grab geworfen.“ Es handle sich um ein anonymes Grab, wie sie betonte.

Unter den Gästen im Café Central war auch Lorenz Huber (60). Im kleinen Wasserburger Ortsteil Heberthal hatte die Schell 30 Jahre lang gelebt, sie war Hubers Nachbarin. An Weihnachten sei sie zur Christmette gekommen, „ein bisserl später, vielleicht um aufzufallen“. Eine Berühmtheit war sie schon damals, Huber spricht von „Hollywood in der Provinz“. Ihr Haus hat er als „herrschaftliches Anwesen“ in Erinnerung.

Bürgermeister Michael Kölbl ging mit Schells Sohn Oliver in die Schule – „der ist ja mein Jahrgang“. In der Villa Schell war Kölbl freilich nie, wohl aber seine Schwester, eine Schulfreundin von Marie Theres. An Maria Schell erinnert sich Kölbl kaum mehr, weiß aber noch, dass sie immer ein Lächeln im Gesicht hatte.

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Die Wasserburgerin Gertrud Rother (80) war 15 Jahre lang die Sekretärin von Maria Schell. In dieser Funktion musste sie oft deren handschriftliche Notizen entziffern. Eine höchst schwierige Aufgabe. „Wenn sie nachts nicht schlafen konnte, hat sie für ihr Buch alles auf Zettel geschrieben – mit ganz kleinen Buchstaben“, berichtete Rother. Auch mit Lupe konnte sie nicht alles lesen, eine Hilfskraft musste engagiert werden. Und wie war Schell als Chefin? „Schon schwierig“, so Rother, die den „ganzen Schreibkram“ erledigen musste. Aber dieses liebe Kompliment ist ihr von Schell in Erinnerung geblieben: „Du bist meine linke und meine rechte Hand“, zitierte Rother. „Und wir werden miteinander alt werden und uns immer eine Suppe kochen.“

Angelika Heinzl (53) ist eine Kindergartenfreundin von Marie Theres, sie war öfter im Schell-Haus. „Da hab ich mich zu Hause gefühlt, es war sehr beeindruckend. Viele Antiquitäten, ein sehr großes Wohnzimmer. Und einen Bernhardiner und einen Dackel hatte sie auch, es gab einen Papagei und einen Nymphensittich.“ Maria Schell habe ihr das Frühstück sogar ans Bett gebracht. „Es war herrlich“, erinnerte sich Angelika Heinzl.

Schweinsbraten für den Star in der Küche von Erika Obwexer

Ein Tisch weiter im Café: Erika Obwexer (76), die ebenfalls von Maria Schell schwärmen konnte. „Einmal hab ich für sie bei mir in der Küche einen Schweinebraten gemacht, weil ihr Ofen nicht funktioniert hat.“ Was hat sich die Schell da gefreut!

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Von der in Pfaffing wohnenden Ingeborg Bock-Schroeder (83) stammt ein eindrucksvolles Foto der Schauspielerin, das unsere Zeitung mehrfach abgedruckt hat: Maria Schell, wie sie ihre Tochter Marie Theres im Arm hält. „Eine ganz natürliche Frau“, erzählte die Promi-Fotografin. „Kein Augenblick Starallüren.“ Richard Krogler (73) war für Schell als Elektriker tätig. „Ich habe nur angenehme Erinnerungen an sie. Sie war immer freundlich.“

Nach dem Empfang lud das Kino Utopia die Schell-Fans zum Filmabend. Gezeigt wurde „Die Pfarrhauskomödie“ aus dem Jahr 1971 mit Maria Schell in der Hauptrolle. Die Dreharbeiten fanden unter anderem in Heberthal statt.

© Winfried Weithofer, erschienen in der Wasserburger Zeitung am 17. Januar 2020