„Auch unser Maulwurf treibts extrem ...

... er will unser Grundstück einfach nicht verlassen!“

Jeder der Robert und Angelika kennenlernen durfte, kann nachvollziehen, warum der Maulwurf nicht gehen will. Bei diesen beiden Herzensmenschen fühlt man sich einfach wohl!
Es war einer dieser kleinen Momente, die ganz viel in meinem Leben verändern würden. Eine Bereicherung schlummerte ganz unverhofft in einem Bruchteil von Sekunden und peng – eine Freundschaft ward geboren.
Es war der 31. Januar 2020. Hubertus Meyer-Burckhardt trat die letzte von vier grandiosen und ausverkauften Lesungen aus seinem Buch „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“ in der Region18 – um genau zu sein in Mikes Kino in Prien am Chiemsee – an. Beim Einlass stupste mich die Kinobetreiberin Martina Engel: „Da kommt mein Nachbar, Robert Atzorn und seine Frau Angelika“. Ich stürzte sofort auf ihn zu. „Wollen Sie mein Star sein?“ Er musste lachen und sich gedacht haben, „was ist denn das für ein verrücktes Huhn?“, so ungestüm war ich in meinem „Promi-ergattern“.
Wir tauschten Adressen aus und trafen uns, es schwappte von beiden Seiten gute Energien von A nach B, das Ehepaar erzählte mir vom gemeinsamen Buch, Pläne für Lesungen wurden geschmiedet und dann kam Madame Corona angerauscht. Alles stagnierte, außer unsere Freundschaft, die wuchs!

Im Juli wollte ich den ganzen Corona-Bestimmungen auf legalem Wege ein Schnippchen schlagen: Rent a kino, Rent a star. Kino mieten, Film gucken, eigenen Star dabei haben. WinWin for everybody. Spontan rief ich Robert an. In einem Atemzug und drei Minuten sprudele ich ihm meine Idee entgegen. Er lachte und sagte mit seiner unverkennbaren sexy Stimme: „Klar, bin ich dabei. Ich liebe Kino. Nur schad’, dass ich die Filme von mir schon kenne.“ Yeah. Rent a Robert! Die Kinofans waren aber doch eher Corona-ängstlich gestimmt, keiner traute sich das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Im September 2020 erschien, mit einem halben Jahr Verspätung, das Buch „Duschen und Zähneputzen – Was im Leben wirklich zählt“. Es war in der „Lockdown Verschnaufpause“, ich stand kurz vor der Premiere von „Ungeheuer heiss“ am Theater an der Kö in Düsseldorf. Eine reine Corona-Produktion mit 6 Wochen Zoom Online-Theaterproben und in 8 Tagen brachten wir das Stück auf die Bühne. In den Theaterpausen verschlang ich die Worte des Buches von Robert & Angelika mit einer kleinen Verwunderung: Das Geschriebene war so authentisch, so liebevoll erzählt, dass man das Gefühl hatte, man sitze direkt in Atzorns Küche bei einem Glas Wein und einem fantastischen Mahl, welches Angelika jeweils zauberte. Der Humor der beiden, gerade auch mit Blick auf die Schrecken des Lebens, ist einfach fabelhaft. Was gibt es Schöneres, wenn man über die faux pas des Daseins lachen kann? Eben weil die Ehrlichkeit einen an die eigenen Missgeschicke erinnert und es so tröstlich ist, dass ein Paar so offen über seine Lebenserfahrung schreibt.

Zur Theater-Premiere ist es Usus, dass wir Schauspieler uns neben dem „ToiToiToi“ mit einer Kleinigkeit beschenken. Da ich mein Motto „Andere gehen auf die Straße, wir ins Kino!“ auch selbst pflege, wollte ich zur Ankurbelung der Kreativwirtschaft meinen Theaterleuten ein Kinogutschein schenken. Ich surfte also bei Mister Google und fand die Düsseldorfer Filmkunstkinos. „Wie großartig ist das denn?“, jubelte ich, als ich sah, dass fünf Kinos miteinander vernetzt sind und man den Gutschein überall einlösen kann. Sofort schrieb ich eine Mail an den Chef der Filmkunstkinos und schlug ihm vor ein „Rent a Kino-Rent a Star-Partner“ zu werden. Es dauerte keine 24 Stunden und wir waren uns einig: Region18 erobert nun Düsseldorf!
Und da sind sie wieder, die vielen kleinen Puzzleteile des Lebens, denn just am 23. September trat Robert bei der ZDF Sendung „Volle Kanne“ in Düsseldorf auf. „Robert, was machst du eigentlich am Nachmittag?“ Hopp, wiederum in zehn Tagen hatte ich zusammen mit den Filmkunstkinos eine Lesung mit Robert und Angelika im Cinema organisiert. Im Anschluss zeigten wir den sehr berührenden Film „Mein vergessenes Leben“ den uns das ZDF für eine Eintritt-freie-Vorführung zur „Rettung der Kinos“ zur Verfügung stellt. Reich wurden wir mit der Veranstaltung nicht, aber glücklich, denn es war eine wunderbare Lesung und unsere Freundschaft wuchs in Herzlichkeit weiter. Unvergesslich schön.
Für November 2020 planten wir die Lesungen in der Region18. Madame Corona ließ es aber nicht zu. So hoffe ich weiter, dass das Jahr 2021 Ihnen die Möglichkeit gibt meine zwei Herzensmenschen kennenzulernen.
Ich jedenfalls möchte die beiden nicht mehr vermissen …
… genauso wenig wie ihr Maulwurf.

© Marie Theres Relin, 2021

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