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Wasserburger Stimme – „Mami, wir schenken dir eine Straße!”

„Mami, wir schenken dir eine Straße!”

Am Nachmittag feierliche Einweihung zu Ehren von Maria Schell – Kinder mit dabei

 

Die Sonne lachte vom strahlend-blauen Himmel: „Happy Birthday, Mami, wir schenken dir eine Straße heute!” Das sagte Marie Theres Relin Kroetz am Nachmittag in Reitmehring – ihrem Bruder Oliver Schell einen glücklichen Blick zuwerfend – am Mikro des Festpultes, das mit einem schönen Bild von Maria Schell, der weltberühmten Schauspielerin, geschmückt war. Zahlreich waren die Festgäste der Einladung der Stadt mit Bürgermeister Michael Kölbl an der Spitze gefolgt – sogar auch eigens die Konsulin der Schweiz, Sandra Chawla-Gantenbein, da Maria Schell die Schweizer Staatsbürgerschaft hatte.

Sie enthüllten am Nachmittag gemeinsam das neue Straßenschild zu Ehren von Maria Schell im Neubaugebiet Schmiedwiese in Reitmehring: Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl und die beiden Kinder von Maria Schell – Marie Theres Relin Kroetz sowie ihr Halbbruder Oliver Schell. © Fotos: Renate Drax

30 Jahre lang lebte die so beliebte und bekannte wie erfolgreiche Schauspielerin bei Wasserburg. Deshalb am heutigen Tag – ihrem 94. Geburtstag – die Einweihung. Wasserburg tat es somit als allererste Stadt Deutschlands überhaupt der österreichischen Hauptstadt Wien gleich, die Maria Schell im Jahre 2008 eine Straße widmete.

In Wasserburg ist es übrigens erst die dritte Straße, die einen Frauen-Namen trägt – von der Frauengasse und dem Marienplatz einmal abgesehen, wie Marie Theres Relin Kroetz, selbst Schauspielerin und Autorin, erklärte.

Viele waren gekommen, der Stadtrat zahlreich und auch die Anwohner. Nicht zu vergessen Enkel Ferdinand, der Sohn von Marie Theres.

Bitte Platz nehmen im neuen Wohngebiet in Reitmehring auf der gestifteten Ruhebank zu Ehren von Maria Schell: Unser Foto zeigt die Familie mit Wasserburgs Rathauschef Kölbl und der Konsulin der Schweiz, Sandra Chawla-Gantenbein (vorne links).

 

Bürgermeister Michael Kölbl ließ das Leben von Maria Schell Revue passieren:

Sie war die Tochter von Hermann Ferdinand Schell, einem Schweizer Schriftsteller, und Margarethe Noé von Nordberg, einer Wiener Schauspielerin. Sie wuchs mit ihren Geschwistern Maximilian, Carl und Immy zunächst in Österreich auf, bevor die Familie nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 nach Zürich flüchtete.

Jedoch gab es für die Familie ohne Geld nicht die Möglichkeit zusammen bei Verwandten zu leben. So verteilten die Eltern die Kinder. Maria kam nach Colmar. Hier lernte sie akzentfreies Französisch, was ihr später in der Schauspielkunst zugute kam.

Schnell wurde ihr Talent entdeckt, sie nahm Schauspielunterricht und erhielt mehrere Theater-Engagements. Ab 1948 wandte sie sich wieder dem Film zu. Ihre erste Hauptrolle spielte Schell 1948 in Der Engel mit der Posaune. Es folgten Filme mit Dieter Borsche und immer wieder mit O. W. Fischer.

Ihre Rolle in die Die letzte Brücke bescherte Schell 1954 den Großen Preis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes als beste Schauspielerin.

Im gleichen Jahr wurde sie auch in Venedig mit dem „Coppa Volpi“ für die Titelrolle der Wäscherin in Gervaise geehrt, der als bester ausländischer Film auch für den Oscar nominiert wurde. Während ihres Aufenthaltes in Hollywood anlässlich der Preisverleihung wurde sie von Yul Brynner in einer Hotellobby „entdeckt“; dieser setzte sich für sie als Besetzung der „Gruschenka“ in der Verfilmung von Dostojewskis Roman Die Brüder Karamasow ein. Schell drehte danach mit Stars wie Gary Cooper oder Glenn

In den 1970er Jahren war sie häufig in Fernsehserien wie Tatort, Derrick und Der Kommissar zu sehen. Ihr letzter großer Publikumserfolg war die Fernsehserie Die glückliche Familie (1987 bis 1991). Ihren letzten Auftritt hatte sie 1996 in einer Tatort-Folge.

In ihren späten Lebensjahren – bis kurz vor ihrem Tod 2005 – lebte sie zurückgezogen auf einer Alm in Kärnten.

Maria Schell war von 1957 bis 1965 mit dem Regisseur Horst Hächler und von 1966 bis 1986 mit dem Regisseur Veit Relin verheiratet. Beide Ehen wurden geschieden. Aus der ersten Ehe stammt ihr Sohn Oliver, der als Regisseur, Musiker, Bühnenbetreiber und Schauspieler aktiv ist und heute mit seiner Frau in Reitmehring und Wasserburg beim Fest dabei ist. Aus der zweiten Ehe stammt ihre Tochter Marie Theres Relin Kroetz (wir berichten laufend – sie ist eine engagierte Wasserburger Bürgerin).

Nach einem Sektempfang im Cafe Central in Wasserburg wird nun am Abend gemeinsam ein Film im Kino Utopia angeschaut, der bei Wasserburg gedreht wurde und bei dem Wasserburger und auch die Kinder mit Maria Schell mitspielen – die Pfarrhauskomödie …

Marie Theres vor der Feierlichkeit:

Meine Mutter würde sich über die Ehre, die ihr an ihrem 94. Geburtstag zuteil wird, narrisch freuen.

Ihr würde die Unförmigkeit der Straße gefallen und auch das „fischförmige“ Baugebiet auf der südlichen Schmiedwiese in Reitmehring, in dessen Zentrum sich ihre „Promenade“ wie eine Gräte mit Flosse behauptet.

Sie würde vermutlich dem Wasserburger Bürgermeister Michael Kölbl ein Bussi geben dafür, dass er den Einfall hatte, die Straße nach ihr zu benennen und sie würde sehnsüchtig nach dem – in Luftlinie einen Kilometer entfernten – Heberthal blicken, dem Ort, wo sie über dreißig Jahre lang lebte.

Sie wäre vielleicht ein ganz klein wenig enttäuscht, dass nicht irgendeine Hauptstadt schon viel früher auf die Idee gekommen ist, ihr ein Denkmal zu setzen. Und wäre aber zeitgleich sehr zufrieden, dass nun unter den drei Linden ein „Bankerl“ für sie steht.

Ein paar Impressionen …

Von erschienen in der Wasserburger Stimme  – alle Fotos ©