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THE HANGING TREE (Der Galgenbaum, Delmer Daves, 1958 /1959). Mit Gary Cooper. Quelle: Nachlass Maria Schell - © DFF

Wasserburger Zeitung – „D’Schell Mare“ und Gary Cooper

„D’Schell Mare“ und Gary Cooper: So ehrt Wasserburg Weltstar Maria Schell

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In Wasserburgs Stadtteil Reitmehring wird am 15. Januar die erste Maria-Schell-Straße in Deutschland eingeweiht. Wasserburg ehrt den Weltstar außerdem mit einer Retrospektive. Tochter Marie Theres Kroetz Relin, ebenfalls Schauspielerin, hat die Filme ausgesucht.

Wasserburg/Prien – Das Filmfestival „Region 18“, ins Leben gerufen von Maria Schells Tochter Marie Theres Kroetz Relin, widmet sich vom 15. bis 28. Januar dem filmischen Werk des Weltstars. Der Beginn der Retrospektive im Utopia in Wasserburg fällt auf den 94. Geburtstag von Maria Schell – und auf den Tag, an dem in Reitmehring die erste Straße in Deutschland nach ihr benannt wird.

Acht Filme hat die Tochter, ebenfalls Schauspielerin, außerdem Journalistin und Autorin, aus dem Nachlass ihrer Mutter mit Unterstützung des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF) ausgewählt, um dem umfangreichen Werk gerecht zu werden.

Die Termine und Filme

•Die Pfarrhauskomödie: Komödie, BRD 1971, Literarturverfilmung nach dem Bühnenstück von Heinrich Lautensack, Darsteller: unter anderem Maria Schell, Veit Relin, Jane Tilden, Hugo Lindinger, Christine Schuberth, Thomas Fritsch. Regie: Veit Relin.

Inhalt: Im Pfarrhof der bayerischen Ortschaft Milzhofen werden Gottes Gebote nicht sehr streng ausgelegt. Als die Pfarrersköchin Ambrosia für einige Zeit das Dorf verlässt, um an einem verschwiegenen Ort das Kind, das sie vom Herrn Pfarrer erwartet, zur Welt zu bringen, tritt die dralle und liebestolle Irma ihre Nachfolge in der Pfarrei an. Schon bald sieht auch Irma Mutterfreuden entgegen.

Zum Hintergrund: Die Dreharbeiten fanden einen Kilometer Luftlinie entfernt von der neuen Maria-Schell-Straße in Reisach, Heberthal und Wasserburg statt. Weitere Darsteller sind unter anderem die Wasserburger Persönlichkeiten C.A. Wasserburger und Willy Reichert sowie Oliver Schell, viele bekannte Gesichter und die fünfjährige Marie Theres Kroetz Relin in ihrer ersten Rolle als „Mausi“.

Termin: Mittwoch, 15. Januar, im Kino Utopia Wasserburg, 18 Uhr; Sonntag, 19. Januar, Mike’s Kino Prien, 11 Uhr.

• Der Galgenbaum: Western, Drama, USA, 1959, Darsteller: Maria Schell, Gary Cooper, Karl Malden, George C. Scott u.v.a., Regie: Delmer Daves

Inhalt: Amerika, 1873: Ein Arzt will in Montana ein neues Leben beginnen. In einem Goldgräberdorf lässt er sich nieder und pflegt die durch einen Postkutschenunfall verletzte junge Elizabeth. Diese verliebt sich schließlich in ihren Retter und wird zunächst trotz gleicher Gefühle zurückgewiesen. Was sie nicht weiß: Der Neuankömmling hat eine schmerzhafte Vergangenheit.

Zum Hintergrund: „Der Galgenbaum“ ist einer der letzten Western von Hollywoodstar Gary Cooper. Gary Cooper, der 1961 verstarb, erhielt zweimal den Oscar als bester Hauptdarsteller. Maria Schell ist in ihrem zweiten Hollywood-Film zu sehen.

Termine: Sonntag, 19. Januar, Kino Utopia Wasserburg, 11 Uhr.

• Die Gebrüder Karmasow:Drama, USA 1958, nach Fjodor Dostojewskis Roman von 1881. Darsteller: Yul Brynner, Maria Schell, Claire Bloom, Lee J. Cobb u.v.a., Regie: Richard Brooks

Inhalt: Russland, 1870. Die vier Karamasow-Brüder (darunter William Shatner) leiden unter ihrem egoistischen Vater (Lee J. Cobb), besonders der schneidige Dimitri (Yul Brynner). Er liebt die schöne Gruschenka (Maria Schell), die auch der verkorkste Alte begehrt. Als der Senior ermordet wird, gerät Dimitri unter Verdacht…

Zum Hintergrund: Dostojewskis tiefgründige Zeitkritik wird zum saftigen Hollywood-Schinken.

Termine: Sonntag, 19. Januar, Stadtkino Trostberg 14 Uhr, Sonntag, 26. Januar, Kino Utopia Wasserburg, 11 Uhr

• Die Ratten: Drama BRD 1955, nach dem Bühnenstück von Gerhard Hauptmann, Darsteller: Maria Schell, Curd Jürgens, Heidemarie Hatheyer, Gustav Knuth, Regie: Robert Siodmak

Inhalt: Ambitionierte Verfilmung frei nach dem Bühnenstück von Gerhart Hauptmann: Zu Beginn der 1950er Jahre kommt die schwangere und völlig mittellose Pauline Karka nach Berlin. Sie trifft die Wäschereibesitzerin Frau John, die sich immer ein Kind gewünscht hat, aber keins bekommen konnte. Paulines Kind wird geboren, und die Frauen kommen überein, dass Frau John es als ihr Eigenes behält. Aber Pauline, die nach Westdeutschland will, will ihr Kind noch einmal sehen.

Termine: Sonntag, 19. Januar, Park-Kino Bad Reichenhall, 11 Uhr. Mittwoch, 22. Januar, Kino Utopia Wasserburg, 15 Uhr

• Der Schinderhannes: Drama, Literaturverfilmung, BRD 1958, Darsteller: Maria Schell, Curd Jürgens, Christian Wolff, Fritz Tillmann, Joseph Offenbach, Siegfried Lowitz, Willy Trenk-Trebitsch, Regie: Helmut Käutner

Inhalt: 1802. Die abenteuerliche Lebensgeschichte des Hans Bückler, genannt „Schinderhannes“, der zur Zeit der napoleonischen Kriege im Hunsrück gegen die französischen Besatzer und Großgrundbesitzer, die arme Bauern ausbeuten, kämpft. Die Franzosen verbünden sich schließlich mit der deutschen Obrigkeit. Nachdem er anfänglich große Erfolge hat, wird er aber eines Tages verraten. Sein geliebtes Julchen, die chwanger ist, verlässt ihn, um sich und das Kind zu retten. Nach dem Bühnenstück von Carl Zuckmayr.

Termine: Dienstag, 21. Januar, Mike’s Kino Prien, 19.45 Uhr.

• Rose Bernd: Drama, BRD 1957 ,Literaturverfilmung nach dem Bühnenstück von Gerhart Hauptmann, Darsteller: Maria Schell, Raf Vallone, Käthe Gold, Leopold Biberti, Siegfried Lowitz u.v.a., Regie: Wolfgang Staudte

Inhalt: Die temperamentvolle, lebenslustige und doch verantwortungsbewusste Rose Bernd und ihr Vater leben seit ihrer Flucht aus Schlesien in einem kleinen westdeutschen Dorf. Rose arbeitet als Magd auf dem Hof des Gutsbesitzers Flamm, wo sie sich durch ihre Tüchtigkeit beliebt gemacht hat. Außerdem pflegt sie Flamms querschnittsgelähmte Ehefrau. Aber auch als Frau ist Rose überaus begehrt.

Termine: Mittwoch, 22. Januar, Stadtkino Trostberg 20.15; Sonntag, 26. Januar, Park-Kino Bad Reichenhall 11 Uhr

• Bis wir uns wiederseh`n:Liebesfilm, BRD 1952, Darsteller: Maria Schell, O. W. Fischer, Karl Ludwig Diehl, Kurt Meisel, Regie: Gustav Ucicky

Zum Hintergrund: Melodram und erster gemeinsamer Film des „Traumpaars“ O.W. Fischer und Maria Schell.

Inhalt: Der Casino-Besitzer Paul Mayrhöfer will sich in die Schweiz absetzen, weil ihm wegen betrügerischer Machenschaften die Polizei auf den Fersen ist. An einem Hotel in Grenznähe begegnet er der todkranken Pamela, die sich auf dem Weg ins Sanatorium befindet.

Termine: Sonntag, 26. Januar, Stadtkino Trostberg 14 Uhr.

• Meine Schwester Maria: Deutschland Österreich Schweiz 2001/2002 Dokumentarfilm, Regie: Maximilian Schell.

Inhalt: Der Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell porträtiert seine 76-jährige Schwester Maria Schell, die einsam und von Krankheit gezeichnet auf einem Berghof in Kärnten lebt – umgeben von mehreren Fernsehern, auf denen ihre alten Filme laufen. Er erinnert an ihre Erfolge und Schicksalsschläge, zeigt ihre vielbeschworene Verletzlichkeit ebenso wie ihre Stärke.

Termine: Dienstag, 28. Januar, Mike’s Kino Prien, 19.45 Uhr.

Marie Theres Kroetz Relin erinnert sich: Als die Mama den Fischer Gustl überredete, zu Weihnachten ein Pony ins Wohnzimmer zu holen

„Meine Mutter würde sich über die Ehre, die ihr an ihrem 94. Geburtstag zuteilwird, narrisch freuen. Ihr würde die Unförmigkeit der Straße gefallen und auch das „fischförmige“ Baugebiet auf der südlichen Schmiedwiese in Reitmehring, in dessen Zentrum sich ihre „Promenade“ wie eine Gräte mit Flosse behauptet. Sie würde vermutlich dem Wasserburger Bürgermeister Michael Kölbl ein Bussi geben dafür, dass er den Einfall hatte, die Straße nach ihr zu benennen und sie würde sehnsüchtig nach dem – in Luftlinie einen Kilometer entfernten – Heberthal blicken, dem Ort, wo sie über dreißig Jahre lang lebte.

Sie wäre vielleicht ein ganz klein wenig enttäuscht, dass nicht irgendeine Hauptstadt schon viel früher auf die Idee gekommen ist, ihr ein Denkmal zu setzen, und wäre aber zeitgleich sehr zufrieden, dass nun unter den drei Linden ein „Bankerl“ für sie steht. Es gibt sicher nicht viele Kinder, die behaupten können, dass in der Stadt in der sie leben, eine Straße nach ihrer Mutter benannt ist. Seit ich wieder nach Wasserburg gezogen bin, erlebe ich diese Stadt völlig neu und frage mich: Wer war Maria Schell? Schon klar, einerseits war sie eine der beliebtesten Schauspielerinnen der Nachkriegszeit, genannt das „Seelchen“ auch wenn’s eine große Seele war, einfach weil sie berührte in ihrem Spiel und Emotionen auslöste.

Andererseits war sie ein Weltstar, der eine kaum nachahmbare internationale Karriere hinlegte. In „Die glückliche Familie“ schlich sie sich als Serien-Schauspielerin in viele Herzen. Dann war sie wiederum das einfach „Gritli“ von der Alm und starb auch so.

In Wasserburg war sie aber die „d’Schell Mare“ und es gibt kaum jemanden, der nicht „a G‘schicht“ von ihr erzählen kann. Egal ob sie den Fischer Gustl überredete, das Pony an Weihnachten ins Wohnzimmer zu holen, damit meine behinderte Halbschwester Corinna mal drauf sitzen konnte, oder frech hinter die Theke der Bäckerei Deliano schlüpfte, um dort das frische Brot zu probieren und auszuhöhlen oder ein Kind beinahe auf dem Fußballplatz geboren wurde, weil die hochschwangere Dame unbedingt den Fußball ergattern wollte, den meine Mutter aus einem Hubschrauber abwerfen sollte. Man kann sich kaum die Spannbreite einer Maria Schell vorstellen. Sie war eine „Besondere“ und eine echte Wasserburgerin war sie auch.“

Marie Theres Kroetz Relin

Fotos © Nachlass Maria Schell –  DFF, Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

© von Heike Duczek, erschienen in OVB, Wasserburger Zeitung am 24.12.2019