Ein Hauch vom Glamour einstiger Zeiten
Penny McLean und Marie Theres Kroetz-Relin zu Gast im Trostberger Stadtkino
Trostberg. „Packt nur aus!“, rief eine Zuschauerin, als sich Marie Theres Kroetz-Relin und die seit Jahrzehnten eng mit der Schell-Familie verbundene Sängerin und Autorin Penny McLean vor der Vorführung des Films „Rose Bernd“ zu einem Gespräch mit dem Publikum im Kinosaal einfanden.
Doch wer nun erwartet hatte, dass hierbei irgendwelche Geheimnisse gelüftet würden, ging leer aus. Zwar erwähnten die beiden, dass sie „unglaubliche Sachen“ erlebt hätten, die sie jedoch für sich behielten. Stattdessen erzählten sie abwechselnd amüsante Anekdoten aus dem turbulenten (Künstler)Leben der Schells, angefangen mit der Eigenart Maximilian Schells, bei familiären Problemen in seiner Münchner Wohnung als Dirigent aufzutreten, wobei die Anwesenden den „Gefangenenchor“ aus der Oper „Fidelio“ intonieren mussten.
Wie es sich anfühlt, Tochter einer berühmten Mutter zu sein, bekam Marie Theres Kroetz-Relin auch bei ihrer ersten Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten Leonard Bernstein („Westside Story“) zu spüren, der ihr im zarten Alter von acht Jahren unvermutet die Hand küsste. Eine Geste, die sie auch heute noch sichtlich berührt und vom Glamour einstiger Zeiten zeugt. Enge Freunde geworden, begleitete sie Bernstein später auf seinen Konzertreisen, und Bernstein war es auch, der ihr zurief „Who is that girl with the pink hair?“, als sie ihn in Begleitung von Penny McLean auf einer Veranstaltung traf.
Gut angekommen beim Publikum ist Stadtkino ist auch der Film des Abends, „Rose Bernd“. In dem Streifen von 1957 spielt Maria Schell das schlesische Flüchtlingsmädchen Rose, das auf einem Gut in Westfalen als Hausangestellte arbeitet, jedoch in tiefste Not gerät, als sie vom Besitzer des Anwesens verführt wird und ein Kind erwartet. Danach überschlagen sich die Ereignisse.
Ein skrupelloser Baggerführer erfährt von der Beziehung und erpresst Rose mit seinem Wissen; ihr bibeltreuer Vater drängt sie zur Verlobung mit einem Mann, den sie nicht liebt, und der Gutsbesitzer rät ihr sogar, das Kind abtreiben zu lassen. Derart in die Enge getrieben, leistet sie vor Gericht einen Meineid und bringt das Kind gleich nach der Geburt um.
Ein bewegendes Melodram, dessen Thematik auch heute noch aktuell sei, wie Marie Theres Kroetz-Relin nach der Vorführung anmerkte. Dagegen ließe sich einwenden, dass ein lediges Kind heute bei weitem nicht mehr die Katastrophe ist, die es für Dienstboten einmal war.
Aber als packende Geschichte um Liebe und Verrat, Ehre und Bigotterie überzeugt diese 1957 entstandene Gerhart Hauptmann-Adaption tatsächlich noch, zusammengehalten von einer grandios spielenden Maria Schell. Kurzum, eine Perle des deutschen Wirtschaftswunder-Kinos, die (wieder)zusehen eine Freude war.
Dritter KinoabendWeiter geht das Festival, mit dem Marie Theres Kroetz-Relin das filmische Werk ihrer Mutter würdigt, diesen Sonntag um 14 Uhr im Stadtkino mit „Bis wir uns wiederseh‘n“. Das Melodram von 1952 ist der erste gemeinsame Film des Traumpaars O.W. Fischer und Maria Schell.