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Chiemgau Zeitung – Hollywood calling

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Das Telefon klingelt, Hollywood ist dran: Marie von Waldburgs Erinnerungen an Maria Schell

Blick ins Fotoalbum: Die ehemalige Haushälterin Irmi Schill mit Maria Schells Tochter Marie Theres Kroetz Relin und Society-Lady Marie Gräfin von Waldburg (von links). Mischi

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Blick ins Fotoalbum: Die ehemalige Haushälterin Irmi Schill mit Maria Schells Tochter Marie Theres Kroetz Relin und Society-Lady Marie Gräfin von Waldburg (von links). Mischi

 

Schauspielerin Maria Schell, einer der größten Stars des deutschsprachigen Films der 50er und 60er Jahre, hatte ein bewegtes Leben. Über sie spricht Society-Reporterin Marie Gräfin von Waldburg, die mit Prominenten per Du und auf allen wichtigen Verleihungen der Welt unterwegs ist.

von Silvia Mischi

Prien– Sie ist auf den roten Teppichen zuhause. Sie ist mit den Stars auf Du und Du. George Clooney und Daniel Graig gehen mit ihr Essen. Die Rede ist von Marie Gräfin von Waldburg. Die Society-Reporterin fehlt seit 37 Jahren auf keiner angesagten Verleihung und Feier der Prominenz. Bis 2016 nahm Waldburg jedes Jahr an den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen – weltweit – teil. „Ich war bei den Verleihungen der Golden Globes und der Oscars in Los Angeles. Die Filmfestspiele in Cannes und Venedig sowie der Rosenball in Monte Carlo und die Salzburger Festspiele waren Fixpunkte in meinem Kalender“, so die heute 71-Jährige im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Maximilian Schell in London kennengelernt

Kein Wunder also, dass sie Maria Schell und ihren Bruder Maximilian kennt und auch zu Hause besucht hat. Und genau wegen dieser Beiden war sie jüngst in Prien zu Gast. Im Rahmen der Retrospektive „Maria Schell“ stand sie deren Tochter Marie Theres Kroetz Relin in Mike‘s Kino Rede und Antwort und schilderte ihre Begegnungen mit den beiden Ausnahme-Schauspielern. Prien war für Maria Schell zu Lebzeiten wichtig: Dort erhielt sie ihre geliebte Frischzellenkur.

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Maximilian Schell traf sie nicht in Deutschland – nein. In Los Angeles begegnete man sich mehrfach. „Er fuhr mich in seinem Auto zum Flughafen und ließ dafür sogar seine Frau warten“, so Waldburg. Kennengelernt hatten sich die beiden zuvor in München und später in London, als Schell dort Theater spielte. „Die Frauen lagen ihm zu Füßen. Er hatte auch einen besondern Charme“, so die Autorin des Buches „Meistens diskret“. Die enge Beziehung zwischen Maximilian Schell und seiner Schwester Maria wurde für die Kennerin der Promiszene in den letzten Lebensjahren Marias deutlich. „Mein Maxl nannte Maria ihn und schwelgte in klaren Momenten mit ihm in Erinnerungen“, so Waldburg. Sie hatte die beiden zuletzt 2002 auf deren Alm-Hütte in Kärnten getroffen und zur Bambi-Verleihung eingeladen. „Sie war adrett hergerichtet, hielt die Hand ihres Bruders und sagte, Maxl das machen wir“, so Waldburg. Und so kam es, dass das Geschwisterpaar 2002 jeweils einen Bambi entgegennahm – für Maximilian Schells Dokumentarfilm über seine Schwester, der auch ihre Altersdemenz thematisierte. Bei der Premiere des Films zeigte sich Maria Schell zum letzten Mal in der Öffentlichkeit. „Der Film ist voller Liebe gemacht“, findet die Promikennerin. Sie verweist zugleich darauf, wie nah die klaren und weniger guten Momente bei Maria – sie hatte mehrere Schlaganfälle erlitten – zu diesem Zeitpunkt schon beieinanderlagen: „Sie nahm, wie gesagt, die Einladung zur Bambi-Verleihung an und erklärte: ,Wir nehmen das Reh und stellen es in den Garten‘.“ Drei Jahre später starb sie.

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Marie von Waldburg kannte die Grand Dame des Schauspiels auch in ihren dunkelsten Zeiten. 1991. Damals unternahm Maria Schell einen Suizidversuch. Im Krankenhaus brachte Waldberg Aufmunterungs-Postkarten vorbei, eine Aktion einer Münchner Zeitung, von Lesern, die Schell Lebensmut zusprachen. „Das weiß ich noch“, erinnert sich Marie Theres Kroetz Relin an den Moment im Krankenhaus. Sie alarmierte damals die Sekretärin, nach ihrer Mutter zu sehen.

„Ich hatte im Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Konnte aber selbst nicht nachsehen“, so die Tochter. 50 Tabletten, aufgelöst in Milch, hatte Maria Schell in ihrer manischen Depression eingenommen. „Ein Zettel mit der Aufschrift ,Danke für all die Liebe‘ waren ihre Abschiedsworte“, gibt Kroetz Relin tiefe private Einblicke und schildert einen Teufelskreis der Krankheit. Sie überließ daraufhin ihrer Mutter ihre kleine Wohnung in München. Maria Schell wollte nach dem Suizidversuch nicht mehr in ihre eigene zurück.

Wie sehr die Krankheit fortschritt, schildert ihre Tochter anhand folgendes Vorfalls, als der Gerichtsvollzieher plötzlich in ihrer Wohnung war. Warum? Wegen einer Flugtaxirechnung über 11 000 Mark. „Mami wollte pünktlich zur Aufführung kommen und hat dieses genutzt, aber nie bezahlt.“ Als ich ihr den Ernst der Lage und die Konfrontation mit dem Gerichtsvollzieher schilderte, erwiderte sie nur: „Das ist lustig“.

Die Retrospektive ist für Kroetz Relin eine Zeitreise in die Vergangenheit. Aber keine die Wunden aufreiße, sondern im Gegenteil Begegnungen schaffe und Erinnerungen aufleben lasse. Wie aufs Stichwort dazu, steht plötzlich eine Frau neben Marie Theres und fragt: Kennst mich noch?“. Es ist Irmi, die damalige Haushälterin der Familie Schell. Sie hat Marie Theres zuletzt gesehen, als sie etwa 13 Jahre alt war…

Mehrere Heiratsanträge von Glenn Ford

Wie berühmt und in Hollywood akzeptiert Maria Schell war, untermauert Waldbergs Erinnerung an Marie Theres‘ Jugend: „Wenn sie oder wer auch immer im Hause Schell ans Telefon ging, war es ganz leicht möglich, einen Hollywoodstar am anderen Ende der Leitung zu haben. Da ist der Glenn hieß es dann nur“, so die Society-Dame. Gemeint ist die Filmlegende Glenn Ford. Dessen große Liebe war Maria Schell, mit der er den Western „Cimarron“ (1961) und 15 Jahre später „Superman“ drehte. „Er machte ihr mehrere Heiratsanträge – aber vergeblich“, weiß Waldburg.

Besondere Aktion zum 15. Todestag im April

Sie war es auch, die als eine der ersten erkannte, dass Marie Theres mit ihrem späteren Mann Frank Xaver Kroetz zusammenkommen würde. „Da funkte es bei einer Podiumsdiskussion auf der Bühne sichtbar“, so Waldburg. Dies war, nachdem Marie Theres für ihre Rolle im Fernsehspiel „Das unverhoffte Glück“ mit der Goldenen Kamera als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet worden war. Sinniger Titel des damaligen Treffens: „Ist die Liebe noch zu retten?“

Die aktuelle Retrospektive in den regionalen Kinos mit dem Motto Ziel, aufs Land zu holen ist ein Erfolg. Zum 15. Todestag von Maria Schell, am 26. April soll es noch einmal etwas Besonderes geben, kündigt Kroetz Relin an. „Dann sogar noch besser angepasst an das Alter der Zielgruppe, die abends eher schlechter mobil sind. „Denn Mamis Fans sind mittlerweile auch in die Jahre gekommen.“

© Silvia Mischi, erschienen in der Chiemgau Zeitung am 31.01.2020 

© Fotos on stage und mit Mike und Martina Engel © region18.de