Highway to Help
Wasserburg/Edling
„Geschichten, die einem über den Weg laufen“, meint die Wasserburger Autorin und Schauspielerin Marie Theres Relin und berichtet über ihre Begegnung mit dem Motorrad Club „Wheels of steel MC“ und dessen 40-jährigem Jubiläum am Stoa, Bikern aus aller Welt, Zusammenhalt und Leidenschaft auf dem „Highway to Help“, einem Spendenscheck und Übergabe an Schulbusfreund und Edlinger Bürgermeister Matthias Schnetzer vergangene Woche.
Von Marie Theres Relin
Kennen Sie die „Rocky Horror Picture Show“ und die Szene, wenn die Rocker auf ihren Bikes zum Schloss fahren? Dieses Bild schoss mir durch den Kopf, als ich Mitte Juni zum Stoa kam, um mit Kinobetreiber Rainer Gottwald ein Filmgespräch zum Open-Air (noch bis 11.08.) zu machen. Ein Biker nach dem anderen kam mir entgegen und grüßte mich freundlich. Am Stoa lernte ich Peter Vorderholzer alias „Pan“ kennen, ein Mitglied quasi der ersten Stunde. Sein erstes Motorrad verlieh ihm den Spitznamen und nicht, wie man meinen möchte, die fliegende Märchenfigur. „Wheels of Steel MC“ feierte sein 40-jähriges Jubiläum, mit tausend Bikern aus aller Welt am Stoa.
Letzte Woche traf ich ihn und den „President vom Chapter Bavaria“, Hans Ober, erneut zur Übergabe eines Schecks in Höhe von 1650 Euro an den Bürgermeister vor dem Rathaus in Edling. „Unser Clubhaus in Grafing ist voll mit Bildern und Geschenken von den Mitgliedern. Und so dachten wir, es wäre uns lieber, dass die Clubs statt Geschenke etwas Geld mitbringen würden.“ Wer am Stoa feiert, kann auch die Gemeinde unterstützen, so der beiden Motto. „Wunderbar“, freut sich Bürgermeister Matthias Schnetzer, „das nehmen wir gerne an!“ Bevor er weiter über den Sozialfonds „Edlinger Bürger für Bürger“ erzählt, lächelt er mich an und sagt im schönen Bayrisch: „Kennst mi scho no? Mia zwoa san imma im Schulbus g’fahrn. In Reisach hot der Bus di abghoilt.“ Ich lache zurück. „Oh, dann kennen wir uns ja fast schon 50 Jahre! In Edling bin ich übrigens in den Kindergarten gegangen.“ Hans mischt sich ein und erzählt, dass auch wir uns kennen, aus Altenmarkt und er auch mein Buch „Szenen keiner Ehe“ gelesen hat. Die Welt ist ein Taschentuch!
Nach dem persönlichen Intermezzo, erzählt der Bürgermeister weiter: „Zuletzt hatten wir ein Pflegebett für eine Frau bezuschusst, die es sich nicht leisten konnte und die Krankenkasse nicht zahlte. Aber auch Kleinbeiträge für eine einfache Brille, die schnell mal auch 500 € kosten kann oder Zuschüsse für Klassenfahrten. Es soll kein Schüler daheim bleiben, nur weil sich die Familie nicht die 150 € Unkosten leisten kann. Oder wir helfen auch mal, wenn das Heizöl nicht reicht. Der Sozialfonds kümmert sich von Senioren über Schulkind zum Kindergartenkind bis zur ausländischen Familie. Dank dem gut, durch Spenden gefüllten Sozialfonds können wir schnell und unbürokratisch helfen. Im Gemeinderat sind wir zu dritt und können daher flink Entscheidungen treffen. Und natürlich ist alles anonym.“ Eine tolle Einrichtung in der Gemeinde mit 4800 Einwohnern, finden wir einstimmig. „Natürlich gibt es auch Fälle, die man sich genau anschauen muss und wir haben auch schon mal nein gesagt“, ergänzt mein Schulbuskollege und setzt sich an den Schreibtisch, denn in Edling stellt der Bürgermeister noch höchst persönlich die Spendenquittung aus.
„Die Veranstaltung lief vorbildlich und auch die Zusammenarbeit mit der Polizei sorgte für ein friedliches Fest“, erzählen die beiden Biker. Wie damals in 2017, als der „Präsi“ Toni Bühn verstarb (genannt auch der „Weihnachtsengel“) und die Polizei die Bundesstraße absperrte, damit alle Biker geschlossen hinter dem Leichenwagen mit Urne im Korso zum Edlinger Friedhof fahren konnten. Zirka 2000 Rocker erwiesen ihm damals die letzte Ehre. Der Zusammenhalt und die milde, soziale Seele, bei den äußerlich, eher rau wirkenden Bikern ist rührend. Brüderschaft, Loyalität, Spaß. Nur Letzteres darf man nicht auf dem Foto sehen, das ernste Image will gepflegt sein. Also bitte nicht lächeln, „des kost’ a Bier“. Klick und Foto, ich amüsiere mich köstlich mit den Jungs. Hans Ober, der Präsident der„stählernen Räder“ erklärt mir: „Unser Club ist vom Nordkap bis Marokko unterwegs und besucht auch gerne alle regionalen Clubfeste, Partys oder Jubiläen. Die Szene ist sehr intensiv verbunden. Wenn jemand bei uns Mitglied werden will, muss Leidenschaft bewiesen werden. Als „Supporter“ oder Fan, schaut man sich den Club erst unverbindlich an. Bei Interesse wird man zum „Hang around“ (Rumhänger) – noch ohne Rechte und Pflichten, aber schon mit dabei und nach einem Jahr kann man zum „Prospect“ aufsteigen, sofern der Anwärter zum Club und zu uns passt.“
Eine eingeschworene Gemeinschaft auf dem „Highway to Help“.
Erschienen in der Wasserburger Zeitung am 08.08.2024