Rent a Kino, Rent a Star
Post coronales Win-Win für Jedermann: Sie haben eine außergewöhnliche Feier, das Kino bekommt endlich wieder frischen Wind unter die Flügel und der Star durchbricht das staatlich auferlegte „Berufsverbot“.
Es gibt Fans meiner Mutter, die sind derart in ihren Mythos vernarrt, dass sie mich kennenlernen wollen, um Maria Schell sozusagen im Jenseits die Hand schütteln zu dürfen. So kam es, dass ein Freund der Familie mich treffen wollte, um seinen geliebten Star etwas näherzukommen. Ich überlegte lange hin und her was ich denn außer meiner Präsenz für ihn tun könnte, um ihn in den Film Himmel heben zu können. Corona-times, viele Hygienebestimmungen, keine kulturellen Möglichkeiten. Zeh-Fünferl, ich grübelte. Wie vom Blitz kam die Antwort gleich retour: Rent a Kino! Mamma mia, was für ein Einfall! Sofort rief ich bei Mike‘s Kino in Prien an. Das Kino, in welchen sich jährlich bis zu 45.000 Besucher tummeln, liegt seit Monaten Dank Madame Corona im Dornröschenschlaf. Martina und Mike Engel waren begeistert von meiner Idee das Kino zu mieten. „Endlich wieder Leben, dann rentiert es sich schon jetzt das Kino zu putzen!“, meinte Martina freudig, denn die Wiedereröffnung des Kinos ist für den 23.7. avisiert.
Wir waren die ersten Zuschauer. Muttis Verehrer, eine Handvoll Gäste aus zwei Haushalten, die Kinobetreiber und ich. Es war ein wirklich prickelnder Moment, wieder ein Kino betreten zu dürfen. Mit unserem Aperol in der Hand nahmen wir unsere Plätze ein und am Anfang war die illustre Runde noch zum fröhlichen Austausch ermuntert. Der Abstand störte dabei nicht, wir hatten ohnehin das Kino für uns. Im Gegenteil, es macht Spaß sich vertraute Worte über die Reihen zuzuschmeißen. Meine Filmauswahl fiel auf Luchino Viscontis „Die weißen Nächte“ mit Marcello Mastroianni, Maria Schell und Jean Marais in den Hauptrollen. Was mit Geschnatter und rascheln aus der Chipstüte begangen, endete in der Magie des Kinos. Die Darsteller auf der Leinwand spielten sich in unsere Herzen, die Emotionen wurden freigesetzt und plötzlich verstand ich wieder warum es so wichtig ist, im Kollektiv ein gemeinsames Erlebnis zu haben. Mein Gott hatte ich das vermisst! Am Ende des Films hatten wir alle Tränen in den Augen. Es war unvergesslicher Abend.
Warum nicht aus der Not eine Tugend machen in diesen post coronalen Zeiten?
Bis zu 50 Personen aus 10 verschiedenen Haushalten sind bei einer Privatvorstellung ohne Bedenken erlaubt. Der Wunschfilm wird über DVD oder Blue Ray gezeigt. Je mehr Gäste in der Vorstellung sind, desto günstiger kommt der Mietpreis. So kann man das Kino ab 40 Person zum regulären Kinoeintrittspreis mieten. Bei weniger Personen ist der Durchschnittspreis pro Person zwar etwas höher, dafür aber die Veranstaltung exklusiver.
Warum also nicht den Geburtstag mit seinem Lieblingsfilm im Kino feiern? Die Hochzeit, die Abi-Feier oder auch den Kindergeburtstag?
Und wenn’s noch etwas exquisiter sein darf, dann könnte man noch „Rent a Star“ dazu buchen. Gut, das ist jetzt etwas übertrieben, da ich gerade mal mich selbst im Angebot hab, aber warum nicht? Vielleicht freut sich ja die Oma über das Geburtstagsgeschenk, wenn sie einen Maria-Schell-Film mit der „Tochter von“ oder einen Maximilian-Schell-Film mit der „Witwe von“ gucken kann? Alles ist möglich, ich bin und bleib eine Traumtänzerin. Oh, da fallen mir viele Stars im Wasserburger Land, Chiemgau und München ein … Spontan ruf ich Robert Atzorn an. In einem Atemzug und drei Minuten sprudele ich ihm meine Idee entgegen. Er lacht und sagt mit seiner unverkennbaren sexy Stimme: „Klar, bin ich dabei. Ich liebe Kino. Nur schad’, dass ich die Filme von mir schon kenne.“ Yeah. Rent a Robert! Und an wen hätten Sie gedacht?
Rent a Kino – Diese Kinos kann man mieten:
Mike‘s Kino Prien
Täglich bis 6.8., danach nach Absprache verfügbar
Kino Utopia Wasserburg
Nach Absprache verfügbar
Park-Kino Bad Reichenhall
Nach Absprache verfügbar
Museum Lichtspiele München
Nach Absprache verfügbar
Anfragen unter info@region18.de
© Marie Theres Relin, erschienen in OVB am 21. Juli 2020